Von der Aushilfe zum Investor

Alexander Risini hat weder studiert, noch eine klassische Ausbildung gemacht –  trotzdem gehört er mit seinen 36 Jahren zu den erfolgreichsten Studioinhabern bei Kieser Training. Zu verdanken hat er das einer Mischung aus Ehrgeiz, Einfühlungsvermögen und akribischer Planung.

Name: Alexander Risini

Geburtsdatum: 07.04.1981

Beruf: Franchisenehmer mehrerer Kieser Training-Studios

Hobbys: Basketball, Reisen (oft auf dem Motorrad), Krafttraining, Sachbücher

Kraft bedeutet für mich: Dinge im Leben tun zu können, die mir Freude bereiten – etwa Basketball zu spielen – und dabei gut auszusehen.

Alexander Risini ist überpünktlich im Café, dem vereinbarten Treffpunkt. Er hat einen ruhigen Platz in der Ecke ausgesucht. Vor ihm steht eine Flasche Wasser mit zwei Gläsern. Da sitzt er ganz entspannt, schwarze Haare, Sechstage-Bart, im schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt und farbigen Turnschuhen. Im Hotel hat er sich ein Fahrrad ausgeliehen, mit dem ist er gekommen. Ein erfolgreicher Unternehmer, der besorgt ist, er könnte arrogant oder schnöselig wirken. Vielen wäre sein Erfolg wahrscheinlich auch zu Kopf gestiegen: Als Risini sein erstes eigenes Kieser Training-Studio eröffnete, war er gerade mal 23 Jahre alt. Er hat sich von der Aushilfe zum mehrfachen Studiobesitzer hochgearbeitet – ohne klassische Ausbildung und ohne Studium. Heute bitten ihn gestandene Geschäftsleute um Rat. Trotzdem ist aus ihm kein Blender oder Wichtigtuer geworden: Im Gespräch zeigt er sich reflektiert und selbstkritisch und lacht auch gerne über sich selbst. Sitzt er im Zug, wenn man ihn auf dem Handy anruft, spricht er ganz leise, um die anderen Fahrgäste nicht zu stören.

Risini ist Halbitaliener, in Augsburg geboren. Eigentlich sollte er zweisprachig aufwachsen, aber als er zu stottern begann, beließen es die Eltern bei Deutsch. Sein Vater kam als Gastarbeiter aus Sizilien, arbeitete als Schleifer im Schichtdienst. Risini selbst wollte nach dem Abitur eigentlich zur Polizei, wie sein Bruder. Die Aufnahmeprüfung für den gehobenen Dienst hatte er schon bestanden. Aber sein Traum war ein anderer: Er wollte unabhängig und frei sein und genug Geld verdienen, um sich das zu ermöglichen. Mit Kieser Training sah er einen Weg, diesen Traum zu leben. Seit der 12. Klasse arbeitete er dort neben der Schule als Aushilfe. Krafttraining war schon früh sein Ding. Als Teenie machte er Liegestütze mit einem Rucksack mit Büchern als Zusatzgewicht auf dem Rücken. Später trainierte er im Keller an der Hantelbank: Bankdrücken, Latzüge – was man als junger Kerl so macht, wenn man gut aussehen will.

Ein-Zimmer-Wohnung mit sechs Duschen

Er hatte das Abi frisch in der Tasche, als er erfuhr, dass Kieser Training Franchisenehmer suchte. Bedingung: 100.000 Euro Eigenkapital. „Das schaffe ich“, hatte sich Risini gesagt. Lachend zählt er mit den Fingern auf: „Geld von Opa, von Oma, vom Onkel aus Sizilien, ...“. Er schaffte es nicht. Ohnehin wäre das nur ein Anfang gewesen: 700.000 Euro brauchte er für das komplette Studio, inklusive der Maschinen. Die Banken holten ihn schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: Sie gaben dem unerfahrenen Jungspund keinen Kredit. Schließlich überzeugte er mehrere Franchisenehmer von Kieser Training, ihm das fehlende Geld zu leihen. Der junge Risini eröffnete 2004 das Studio in Heidelberg und arbeitete 70 bis 80 Stunden pro Woche. „Ich weiß, dass ich gut bin, wenn ich Vollgas gebe“, sagt er. Er lebte drei Jahre lang im Studio, in einem abgetrennten 12-Quadratmeter-Zimmer mit Couch und Waschbecken. Wenn seine Freunde ihn gefragt haben, wie er in diesem Loch wohnen kann, hat er gelacht und gesagt: „Hey, ich habe sechs Duschen und über 700 Quadratmeter. So schlecht geht es mir nicht.“

Trotzdem war es ein Kraftakt. Er hatte einen Haufen Geld geliehen. Doch der Betrieb lief gut und er war in wenigen Jahren schuldenfrei. Manche Dinge sieht er im Nachhinein kritisch: Dass er nicht auf der Beerdigung seines Opas war, zum Beispiel. Sein Großvater starb in der ersten Woche nach der Studioeröffnung. Risinis Terminkalender war knallvoll mit Probetrainings. Trotzdem: „Ich hätte nur zweieinhalb Stunden mit dem Auto nach Augsburg fahren müssen“, sagt er. Und: „Heute bereue ich das zutiefst.“

Das Training

Alexander Risini spielt seit seiner Grundschulzeit leidenschaftlich Basketball, litt aber zunehmend unter Rücken- und Schulterschmerzen. Mit 18 Jahren kam er deshalb als Kunde zu Kieser Training. Schon nach einem Monat Training waren seine Schmerzen weg. Seitdem geht er zweimal pro Woche 30 bis 40 Minuten an die Geräte. Im vergangenen Jahr hat er sich beim Basketballspielen das Kreuzband gerissen. Beim Training konzentriert er sich seitdem verstärkt auf die Bein- und Rumpfmuskulatur, um das Knie besser zu schützen.


Um 5.30 Uhr morgens arbeitet er an seinen Jahreszielen

Nachdem das erste Studio gut lief, begann er zu expandieren. Risini kaufte nach und nach weitere Studios auf oder beteiligte sich an diesen. Er konzentrierte sich vor allem auf Bayern, auf Standorte in seiner Heimatstadt Augsburg, in Landshut, Regensburg und Ingolstadt. Mittlerweile unterstützten ihn auch die Banken, er hatte gezeigt, dass er zum Unternehmer taugte. Oft gab es mehrere Interessenten für ein Studio. Und dann? Er macht sich vorher Gedanken, wie der Mensch tickt, mit dem er verhandelt und was ihn zum Verkauf motivieren könnte. „Ich kann mich gut in die Leute reinversetzen und überlege, wie es für beide Seiten ein Gewinn ist“, sagt er.

Risini klappt seinen Laptop auf. Für jedes Jahr ist dort ein Ordner angelegt, bis 2005 reichen sie zurück. Seine Jahresziele. Er öffnet wahllos eine ältere Datei. Da steht zum Beispiel, dass er mit seinem Gesamtumsatz in Heidelberg unter die Top-10-Kieser-Studios in Deutschland kommen möchte. „So was motiviert mich halt“, sagt er fast entschuldigend. Alle vier Wochen nimmt er sich einen Tag Zeit: Er überprüft, was er im vergangenen Monat erreicht hat und setzt sich die Ziele für den nächsten Monat.

„Man muss aufpassen, dass die wichtigen Dinge im Alltagsgeschäft nicht auf der Strecke bleiben. Es gibt immer zu viel zu tun“, sagt er. Jeden Morgen um 5.30 Uhr setzt er sich deshalb mit einem Latte Macchiato und einem Croissant an den Rechner und arbeitet die Aufgaben aus seinem Plan ab, ohne dass ihn jemand stört. Hat er einen interessanten Standort gefunden, recherchiert er zum Beispiel, wie sich die Bevölkerung dort zusammensetzt und welche Konkurrenz es gibt. Oder er überlegt, wie ein Anschreiben aussehen könnte, um neue Kunden zu gewinnen.

Schlechte Internetverbindung? Die Familie freut sich ...

Selbst wenn er mit Freundin Kathi und der gemeinsamen zweijährigen Tochter Urlaub macht, setzt er sich frühmorgens für zwei bis drei Stunden an den Laptop. Seine Freundin kennt es nicht anders, die beiden sind seit achtzehn Jahren zusammen. Sie weiß auch, dass er sich dafür später am Tag mehr Zeit für die Familie nehmen will, auch wenn das meist nicht so richtig klappt. „Er ist dann müde und schläft um 9 Uhr wieder ein“, erzählt sie lachend am Telefon. Sie erinnert sich an den Urlaub in Südafrika, als ein paar Tage die Internetverbindung schlecht war: „Das fand ich gut. Es wäre schön, wenn er den Laptop öfter liegenlassen würde.“ Aber sie weiß auch, dass er schlechte Laune bekommt, wenn er nicht arbeiten kann und dass es ihm einfach Spaß macht.

Sechs Jahre nach seinem Start hat Risini sein berufliches Lebensziel erreicht: fünf Kieser Training-Studios zu besitzen. Mittlerweile sind es sogar noch mehr. Was kann da noch kommen? In seinen Jahresplänen steht immer mehr Privates: Diesen Sommer heiratet er. Und er will sein altes Motorrad nach Sizilien bringen und damit die Heimat seiner Familie erkunden. Die Freiheit dafür hat er jetzt. Doch die Arbeit braucht er trotzdem, um glücklich zu sein ...

Text: Monika Herbst
Fotos: Verena Meier